Die wenigen von Johann Sebastian Bach überlieferten Motettenkompositionen sind Marginalien seines Gesamtwerks. Ihre musikalische Gattung war auch bereits durch diejenige der Kantate verdrängt worden. Sowohl die genaue Entstehungszeit als auch der Verwendungszweck sind nicht bei allen eindeutig eruierbar. Immerhin wurden sie auch nach Bachs Lebenszeit erwiesenermassen vom Thomanerchor fleissig gepflegt. Davon zeugt z.B. ein Reisebericht Mozarts 1789 aus Leipzig, wo er die Doppelchormotette «Singet dem Herrn ein neues Lied», BWV 225, als nachhaltiges Erlebnis schildert.
Komm, Jesu, komm, BWV 227, könnte vor 1732 für eine Trauer- oder Gedächtnisfeier entstanden sein.
Jesu, meine Freude, BWV 229 Das bekannte Lied nach Johann Franck (1653) basiert auf der Melodie Johann Crügers (1653) und wird mit der Entstehungszeit von spätestens 1735 datiert. Die Bestimmung wird auch bei diesem Werk mit einer Gedächtnis- oder Trauerfeier angenommen.
Lobet den Herrn, alle Heiden, BWV 230 Die Einordnung dieser Motette ist bis heute umstritten, da weder eine Entstehungszeit, noch eine Bestimmung vorhanden zu sein scheinen, ja ihre Echtheit sogar in Zweifel gezogen wird. Dass wir es nichtsdestotrotz mit einem inzwischen sehr beliebten, bekannten und oft aufgeführten Musikstück zu tun haben, ist hingegen unbestritten.
Reinhard Febel (*1952) war Professor für Komposition an der Musikhochschule Hannover und an dem Salzburger Mozarteum. Die Sieben Choralbearbeitungen nach Johann Sebastian Bach sind 1999 im direkten Umfeld der Vorbereitungen zum Bach-Jahr 2000 entstanden. Zum Werk schrieb Febel: Die Bearbeitung von Bachschen Choralvorspielen hat eine lange Tradition, man denke nur an Johannes Brahms oder Ferruccio Busoni. – Hier wurden sieben Stücke ausgewählt und für Klavier zu vier Händen gesetzt. Allerdings handelt es sich dabei um mehr als lediglich um einen Satz für Klavier. Zu d en O riginalen kommen n eue Elemente hinzu, z .B. Mixturen, die eine Choralmelodie verstärken oder wie auf einer Orgel registrieren, oder auch Obertonspektren, die einen ähnlichen Effekt erzeugen. Meistens spielt einer der Pianisten die originale Version, während der andere neue Strukturen oder Klänge addiert oder auch Verdopplungen spielt, die immer aus dem originalen Satz gewonnen sind… Jedoch wird die musikalische Substanz niemals a ngegriffen u nd l ediglich v ersucht, s ie d urch w eitere S chichten z u ergänzen, zu instrumentieren oder zu deuten. Schon zur Zeit des Barock war es üblich, Werke anderer Komponisten aufzugreifen und zu bearbeiten. Dies wurde auch hier versucht, mit Mitteln der zeitgenössischen Komposition.
2025
Konzert 8
Reinhard Febel
(*1952)
Sieben Choralbearbeitungen nach Johann Sebastian Bach für Klavier zu vier Händen
Nr. 1 Es ist gewisslich an der Zeit BWV 734
Johann Sebastian Bach
(1685-1750)
Choral «Es ist gewisslich an der Zeit»
«Komm, Jesu, komm» BWV 229
Motette für Doppelchor und Basso continuo
Reinhard Febel
Choralbearbeitungen
Nr. 2 Nun komm, der Heiden Heiland BWV 659
Nr. 3 Wo soll ich fliehen hin, Version a BWV 694
Nr. 4 Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639
Johann Sebastian Bach
«Jesu, meine Freude» BWV 227
Motette für 3 bis 5-stimmigen Chor und Basso continuo
Reinhard Febel
Choralbearbeitungen
Nr. 5 Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr BWV 663
Nr. 6 Wo soll ich fliehen hin, Version b BWV 694
Johann Sebastian Bach
«Lobet den Herrn, alle Heiden» BWV 230
Motette für 4-st. Chor und Basso continuo
Choral «Erbarm dich mein, o Herre Gott»
Reinhard Febel
Choralbearbeitungen
Nr. 7 Erbarm dich mein, o Herre Gott BWV 721