“Das Klavier ist mein zweites Ich.” Dieses berühmte Zitat von Frédéric Chopin ist mehr als nur eine Randbemerkung – es ist ein Postulat, ein Credo. In seinem gesamten musikalischen Schaffen ist das Klavier der Dreh- und Angelpunkt. Er komponierte fast ausschließlich für sein Lieblingsinstrument, fast 200 Kompositionen widmete er dem Klavier.
Lebenslang beschäftigte Chopin mit den Walzern und schuf mit ihnen ein breites Spektrum an Formen, von virtuosen Paradestücken bis zu tief melancholischen Stimmungsbildern. Sie gehören zweifellos zu seinen populärsten Werken und sind Impressionen aus dem zeitgenössischen Salon: abendliche Feste, chevalereske Gesten, wirbelnde Paare – alles in der für Chopin typischen vornehmen Distanz.
1844, fünf Jahre vor Chopins frühem Tod, entsteht die Sonate h-Moll, das so farbenreich und monumental ist wie kaum eine andere Komposition des Polen. Chopin gibt ihr den Beinamen “Konzert ohne Orchester”.
In dieser Sonate richtet Chopin das Augenmerk erstmals stärker auf die klassische Sonatenform. Ihr Aufbau erinnert an die Werke der Vorbilder. Doch Chopin, Freigeist und Querdenker, lotet zugleich die Grenzen der Sonatenform neu aus, sein Umgang mit den musikalischen Mitteln ist frei, intuitiv und gefühlsbetont.
Die Sonate brennt vor romantischem Pathos. Ernste musikalische Figuren und zarte Melodielinien erzeugen eine geradezu meditative Stimmung. Doch am Ende lichtet sich die Schwermut dann doch: Im Finale mündet die Sonate in einen ungezügelten, rauschhaften Ausbruch.
Ein ganzes Kaleidoskop unterschiedlicher Emotionen ist diesem Spätwerk eingeprägt – der Komposition eines genialen Poeten, wie Heinrich Heine 1837 schwärmt: “Ja, dem Chopin muss man Genie zusprechen, in der vollen Bedeutung des Worts; er ist nicht bloß Virtuose, er ist auch Poet, er kann uns die Poesie, die in seiner Seele lebt, zur Anschauung bringen, er ist Tondichter, und nichts gleicht dem Genuss, den er uns verschafft, wenn er am Klavier sitzt und improvisiert. Er ist alsdann weder Pole, noch Franzose, noch Deutscher, er verrät dann einen weit höheren Ursprung, man merkt alsdann, er stammt aus dem Lande Mozarts, Raffaels, Goethes, sein wahres Vaterland ist das Traumland der Poesie.”
2025
Konzert 1
Frédéric Chopin
(1810 – 1849)
Walzer f-Moll Op. 70 Nr. 2
Walzer cis-Moll Op. 64 Nr. 2
Walzer Des-Dur Op. 64 Nr. 1
Walzer As-Dur Op.post. 69 Nr. 1
Walzer F-Dur Op. 34 Nr. 3
Frédéric Chopin
(1810 – 1849)
Sonate Nr. 3 h-Moll Op. 58
Allegro maestoso
Scherzo
Largo
Finale: Presto, non tanto