1884 legte der 22-jährige Debussy, Kompositionsstudent am Pariser Konservatorium, das «Ballet» der ersten Orchestersuite zur Prüfungsleistung vor. «Merkwürdig, seltsam, originell…» lauteten die Urteile. Erst im Jahr 2012, zum 150. Geburtstag von Debussy, erblickte das komplett vergessene und verloren geglaubte Frühwerk erneut das Licht der Welt. Fantasievoll, voller Energie und Lebensfreude ist dieses Meisterwerk in der Fassung für Klavierduo gänzlich erhalten.
Einen Kontrast dazu bildet das dreissig Jahre später komponierte «Six Épigraphes antiques» von 1914: Anschlagskultur, dynamische Differenzierung, agogische Abweichungen – Impressionismus in Vollendung. Mit ungewohnter Reihenfolge dieser beiden Werke lädt das Klavierduo Holma im ersten Konzert auf eine Reise in die Welt und Entwicklung Debussys, ins Innerste des französischen Impressionismus, ein.
Im zweiten Konzert spielen drei junge Künstlerinnen, Hani Song (Violine), Sarah Moser (Violoncello) und Sophie Holma (Klavier). Alle drei studieren an der Hochschule für Musik und Theater München und sind mehrfache Preisträgerinnen in der Schweiz und im Ausland.
Das dritte Konzert widmet sich dem Komponisten Maurice Ravel. Die Umwandlung des Klavierklangs in Orchesterklang faszinierte Ravel. Mit grossem Eifer drehte er aber den Umwandlungsprozess auch in die andere Richtung, vom Orchesterwerk zur Klavierfassung. Und man stellt fest, dass Ravel sich gerade auch dort engagiert, wo eine Übertragung auf das Klavier scheinbar wenig Sinn macht; dem «Boléro», wo die unterschiedlichen Instrumente des Orchesters entscheidend für die verschiedensten Klangfarben sind.
Und doch erscheint das Stück plötzlich als Klavierfassung in einem ganz anderen Licht, glänzend von zauberhaften Geheimnissen. Dasselbe passiert auch mit den zwei anderen zum Vortrag kommenden Bearbeitungen grosser Orchesterwerke: «Rapsodie espagnole» und «La Valse». Ravel lässt Rhythmus, Klangfarben und dramatische Kontraste mit spanischem und wienerischem Ton zu einem neuen Klangerlebnis verschmelzen.
Mit dem vierten Konzert schliesst Adrian Oetiker das IV. Pianofestival ab. Der renommierte Schweizer Pianist und Professor der Hochschule für Musik und Theater München spielt das Kernstück des französischen Impressionismus, die Images von Claude Debussy und Werke von Franz Liszt.