Nur wenige Klaviersonaten Haydns stehen in Moll-Tonarten; ihnen allen ist ein düsterer, trotziger Tonfall eigen. Die Eröffnung der berühmten e-Moll-Sonate mit ihrem ungeduldig-pochenden Kopfmotiv gehört zu den leidenschaftlichsten Sätzen des Wiener Klassikers.
Der G-Dur-Mittelsatz entführt in eine lichtdurchflutete Gegenwelt, während das Finale rastlos anhebt und durch sein Wechselspiel von Dur und Moll einen heiter-ironischen Schlusspunkt setzt.
Heinrich Heine: Der Atlas /
Franz Schubert: Schwanengesang 1828
Wer in wohltuender Schönheit baden möchte, wird mit Schuberts c-Moll-Sonate, die er kurz vor seinem frühen Tod im Herbst 1828 komponierte, wenig Freude haben.
Düster-leidenschaftlich und eisig schlägt sie uns entgegen. Sie gehört zu den unbehaglichsten und hinter ihrer klassizistischen Fassade neurotischsten aller Schubert-
Schon der Anfang des ersten Satzes wirkt zugleich heroisch und angstvoll, nervös und entschlossen, bedrohlich und bedroht; das Seitenthema durchbricht jedoch den Schleier und eröffnet Durchblicke ins unerreichbare Glück.
Durch Verdunkelungen des Bewusstseins sucht die Durchführung ihren Weg, verwirrt und orientierungslos über die gesamte Klaviatur. Am Ende folgt eine Resignation: eine Volltaktpause und eine Fermate.
Danach eine Verzweiflungs-Coda im Pianissimo.
Das Adagio erscheint zart-feierlich, der Zwischenteil finster und fiebernd. Das Menuett wirkt von Sackgassen der Angst geprägt; nur das versöhnliche Trio bietet eine Zuflucht. Das Finale ist ein rasender Todesgalopp, eine Flucht vor einem bedrohenden Dämon.
Quelle: «Über Musik», Alfred Brendel
2026
Konzert 1
Joseph Haydn
(1732-1809)
Sonate e-Moll Hob. XVI:34
(ca. 1781/82)
I. Presto
II. Adagio
III. Vivace molto
Franz Schubert
(1797-1828)
Sonate Nr. 19 c-Moll D 958
I. Allegro
II. Adagio
III. Menuetto. Allegro
IV. Allegro