Piano Festival Aarau

Teemu Holma

Klavier

VII. Pianofestival Aarau 2024:

«Auserlesen», Konzert 1

Clara Wieck war Inspiration für Robert Schumanns grosse Klavierwerke. In den Kinderszenen spürt man buchstäblich die Liebe des 28-Jährigen Robert für Clara. «Du wirst dich daran erfreuen, musst Dich aber freilich als Virtuosin vergessen», schrieb er ihr in einem Brief.

Nach Schumanns eigenen Worten sind diese Stücke «Rückspiegelungen eines Älteren für Ältere». So empfinde ich es ebenfalls: Erinnerungen an die jungen Jahre, voller Wärme und Wonne, Sommer und Sonne. Sogar in den Stücken in Moll spürt man die Zuversicht und die Glückseligkeit, nur gelegentlich klingt eine Brise Wehmut. Kleine Miniaturen, die grösser nicht sein könnten.

Dagegen klingt Franz Liszts monumentale Sonate h-Moll, Robert Schumann ge- widmet, wie aus einer ganz anderen Welt. Schon der Anfang ist an Dramatik nicht zu überbieten: leise Tonwiederholungen im Bass, gefolgt von einem düsteren, abfallenden Tonleiter-Motiv. Was danach folgt, ist für mich ein riesiger faustischer Kampf zwischen dem «Guten» und dem «Bösen», zwischen Himmel und Hölle.

Thematisch und formal genial aufgebaut scheint das Stück in der Tiefe zu enden, wie es angefangen hat. Es folgen aber noch sehr leise und lange Akkorde in einer Aufwärtsbewegung. «Per aspera ad astra», durch Mühsal gelangt man zu den Sternen. Das Stück schliesst in Dur – aber der letzte Akkordwechsel von F- nach H-Dur durch – schreitet noch einmal den Tritonus, das verbotene, teuflische Intervall, das uns schon durch die ganze Sonate begleitet hat. Dieses letzte Mal klingt es aber wie eine Erlösung.

Mit diesem Stück bringt Liszt uns zu den elementaren und existenziellen Fragen: Fragen zu dem Sinn des Seins – ohne eindeutige Antworten zu liefern. Ein Meisterwerk, das tief berührt, ein Höhepunkt in Liszts Klavierschaffen. (Teemu Holma)

Programm

10. Feb

2024

Samstag, 14.30 Uhr

Konzert 1

Schumann und Liszt

Robert Schumann       
(1810 – 1856)

Kinderszenen Op. 15

  1. Von fremden Ländern und Menschen
  2. Kuriose Geschichte
  3. Haschemann
  4. Bittendes Kind
  5. Glückes genug
  6. Wichtige Begebenheit
  7. Träumerei
  8. Am Kamin
  9. Ritter vom Steckenpferd
  10. Fast zu ernst
  11. Fürchtenmachen
  12. Kind im Einschlummern
  13. Der Dichter spricht

Franz Liszt
(1811–1886)

Sonate h-Moll S 178

Lento assai – Allegro energico
– Più mosso – Andante sostenuto –
Allegro energico – Andante sostenuto
– Lento assai

Teemu Holma

Der finnische Pianist Teemu Holma studierte Klavier an der Sibelius-Akademie 1 in Helsinki bei Professor Tapani Valsta und danach an der Musikhochschule Zürich bei Homero Francesch sowie Liedinterpretation bei Irwin Gage. Dazu besuchte er Meisterkurse u.a. bei Györgi Sebök, Noel Flores, Homero Francesch, Karl-Heinz Kämmerling und Eugene List. Bei Professor Christoph Lieske in Winterthur vervollständigte er mit dem Solistendiplom sein Studium.
Neben seiner solistischen Tätigkeit widmet Teemu Holma sich intensiv auch der Kammermusik und der Lied-Interpretation. Zusammen mit seiner Frau Junko Holma bildet er ein renommiertes Klavierduo, das das Pianofestival Aarau gegründet hat.

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