Piano Festival Aarau

Stefan Läderach, Emanuel Rütsche, Teemu Holma

Violine, Violoncello, Klavier

VIII. Pianofestival Aarau 2025:

«Vielfalt», Konzert 5

Mit Feldblumen, mit Notenpapier und Zeichenbuch

Als Liedbegleiter und Partner im vierhändigen Spiel wurde der Claude Debussy als Student 1880 von der Russin Nadeshda von Meck, die Briefpartnerin und Gönnerin Tschaikowskys, engagiert. Vorgestern ist aus Paris ein junger Pianist eingetroffen … Ich habe ihn verpflichtet, um den Kindern Unterricht zu geben, Julias Gesang zu begleiten und mit mir im Sommer vierhändig zu spielen. Dieser junge Mann spielt gut, seine Technik ist glänzend, aber sein Spiel verrät überhaupt keine Persönlichkeit. Er hat noch nicht genug erlebt. Er sagt, er sei zwanzig Jahre alt, aber er wirkt wie sechzehn. Die Wahrheit lag wohl dazwischen, denn tatsächlich war Debussy im Sommer 1880 18 Jahre alt und kam zum ersten Mal aus den kleinbürgerlichen Verhältnissen seiner Jugend in eine mondäne Umgebung. Wie zehn Jahre später im Falle Tschaikowskys insistierte Frau von Meck auch bei dem «kleinen Franzosen» Debussy auf der Komposition eines Klaviertrios. Es war jenes frühe Klaviertrio G-Dur, dessen Wiederentdeckung zu den musikwissenschaftlichen S ensationen d er l etzten Jahrzehnte g ehört. E rst 1 982 f and m an d ie Partitur im Nachlass eines Debussy-Schülers in Paris. Stilistisch verrät das Trio den Einfluss der grossen Vorbilder des jungen Debussy: Schumann, Fauré, aber auch Tschaikowsky. Der Aufbau der einzelnen Sätze ist von französischer Klarheit geprägt und zeigt keine «gearbeiteten» Züge im Sinne der Spätromantik.

Der stressgeplagte Felix Mendelssohn fand Mitte der 1840er Jahre in den idyllischen Hügeln des Taunus bei Bad Soden Musse, ein Meisterwerk wie sein Klaviertrio Nr. 2c-Moll zu vollenden. Aufgerieben zwischen Leipzig, Berlin und London, fand er in jenen Jahren nur in und um Frankfurt, der Heimatstadt seiner Frau Cécile, private Ruhe und Entspannung. Ohne Frack, ohne Klavier, ohne Visiten-Karten, ohne Wagen und Pferde, aber auf Eseln, mit Feldblumen, mit Notenpapier und Zeichenbuch, mit Cecile und den Kindern, doppelt wohl hat er die Ferien des Jahres 1845 verbracht. In diesem Klaviertrio kündigt sich ein Stilwandel an, den man auch in den anderen kammermusikalischen Werken aus Mendelssohns letzten Lebensjahren beobachten kann. Die melodischen Wendungen werden lakonischer, zugleich scheut sich die Musik nicht mehr, wie noch beim «mittleren» Mendelssohn, vor pathetischen Höhepunkten und dem langen Atem grosser «Durchbrüche» in der Entwicklung der Themen. Unmissverständlich kündigt sich hier die Spätromantik an, auch in der Harmonik, die Klischees vermeidet und nach neuen Wegen sucht.

Programm

22. Feb

2025

Samstag, 14.30 Uhr

Konzert 5

Claude Debussy
(1862–1918)

Klaviertrio G-Dur, L 5 (1880)

  1. Andantino con moto allegro
  2. Scherzo – Intermezzo: Moderato con allegro
  3. Andante espressivo
  4. Finale: Appassionato

Felix Mendelssohn
(1809–1847)

Klaviertrio Nr. 2 c-Moll Op. 66

  1. Allegro energico e con fuoco
  2. Andante espressivo
  3. Scherzo: Molto allegro – quasi presto
  4. Finale: Allegro appassionato

Stefan Läderach

Stefan Läderach unterrichtet seit 1994 als Lehrer für Violine, Viola und Kammermusik sowie als Orchesterleiter an der Alten Kantonsschule Aarau. Von 1993 bis 2003 wirkte er als 1. Konzertmeister im Aargauer Symphonie-Orchester (heute argovia philharmonic). Einen besonderen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildet die Kammermusik. Insbesondere mit dem 1995 gegründeten ARION Quartett und ab 2019 mit dem ARRIAGA Quartett pflegte er eine rege Konzerttätigkeit und organisierte von 1997 bis 2015 die Aargauer Konzertreihe +quartett plus+ mit namhaften Gastmusikerinnen und Gastmusikern. Seit 2008 leitet Stefan Läderach zudem das von ihm gegründete Kammerorchester camerata aksademica, das sich aus ausgezeichneten Amateurmusikern und einzelnen Profis zusammensetzt.

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Emanuel Rütsche

Emanuel Rütsche ist in St. Gallen geboren und aufgewachsen. Er studierte Cello bei Claude Starck (Zürich) und Xavier Gagnepain (Paris). Weitere cellistische und künstlerische Impulse erhielt er von Angela Schwarz (Basel) und den Mitgliedern des Carmina Quartetts. Von 2001 bis 2006 war er Teil des ARION Quartetts. Heute pflegt er in verschiedenen Formationen eine rege Kammermusiktätigkeit (u.a. Caleido Ensemble, Trio Flair, Ensemble Passio). Er unterrichtet Cello am Konservatorium Winterthur sowie an den Kantonsschulen Aarau, ist Dozent für Fachdidaktik Cello an der ZHdK und leitet den alljährlichen Interpretationskurses Cello in Arosa. Ausserdem ist er seit 2003 Dirigent der Sinfonietta Höngg.

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Teemu Holma

Der finnische Pianist Teemu Holma studierte Klavier an der Sibelius-Akademie in Helsinki bei Professor Tapani Valsta und danach an der Musikhochschule Zürich bei Homero Francesch sowie Liedinterpretation bei Irwin Gage. Dazu besuchte er Meisterkurse u.a. bei Györgi Sebök, Noel Flores, Homero Francesch, Karl-Heinz Kämmerling und Eugene List. Bei Professor Christoph Lieske in Winterthur vervollständigte er mit dem Solistendiplom sein Studium.
Neben seiner solistischen Tätigkeit widmet Teemu Holma sich intensiv auch der Kammermusik und der Lied-Interpretation. Zusammen mit seiner Frau Junko Holma bildet er ein renommiertes Klavierduo, das das Pianofestival Aarau gegründet hat.

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