Die Sonate für Klavier und Violine Nr. 5 F-Dur Op. 24, auch «Frühlingssonate» genannt, ist wohl die bekannteste und beliebteste Violinsonate Ludwig van Beethovens. Ihre Stimmung kontrastiert den leidenschaftlichen und tragischen Gestus ihrer Schwesternsonate, der Violinsonate in a-Moll Op. 23. Wahrscheinlich war der heiter-beschwingte Charakter eines der Motive für den Beinamen «Frühlingssonate» verantwortlich, wobei der genaue Ursprung für die Bezeichnung unbekannt bleibt. Dieses ist die erste Violinsonate Beethovens die vier Sätze umfasst, mit einem hinzugefügten Scherzo nach dem langsamen Satz. Beethoven schafft mit dieser Sonate neue Verhältnisse zwischen der Violine und dem Klavier, sowie bei den harmonischen Beziehungen zwischen den einzelnen Sätzen.
In der Allgemeinen musikalischen Zeitung aus dem Jahr 1802 zählt der Rezensent die beiden Sonaten op. 23 und op. 24 «unter die besten, die Beethoven geschrieben hat, und das heisst ja wirklich unter die besten, die gerade jetzt überhaupt geschrieben werden. Der originelle, feurige und kühne Geist dieses Komponisten, der schon in seinen früheren Werken dem Aufmerksamern nicht entgehen konnte, der aber wahrscheinlich darum nicht überall die freundlichste Aufnahme fand, weil er zuweilen selbst unfreundlich, wild, düster und trübe daherstürmte, wird sich jetzt immer mehr klar, fängt immer mehr an, alles Übermass zu verschmähen, und tritt, ohne von seinem Charakter zu verlieren, immer
wohlgefälliger hervor…»
Herrlich finde ich, was Beethoven von den Kritikern der Allgemeinen musikalischen Zeitung hielt. Er schrieb an seinen Verleger Hoffmeister: «So lasse man sie nur reden, sie werden gewiss niemand durch ihr Geschwätz unsterblich machen, so wie sie auch niemand die Unsterblichkeit nehmen, dem sie von Apoll bestimmt ist.» Beethoven – ein Künstler, der seine eigene Bedeutung kannte.
Dreimal hat Johannes Brahms seine Sommerferien am Thuner See verbracht, inmitten einer Seenlandschaft, mit weiten Wiesen und malerischen Bergen. Jedes Mal kehrte er mit einigen frischkomponierten Meisterwerken wieder nach Hause zurück. Im Jahr 1886 komponierte er dort den ersten Satz seiner dritten Violinsonate in d-Moll Op. 108. Zwei Jahre später schrieb er die übrigen drei Sätze. Die eindrucksvolle Landschaft um den Thuner See hat viel zum Charakter der Sonate beigetragen. Das Klavier spielt fast in der gesamten Sonate eine tragende Rolle. Im ersten Satz hat Brahms voll ausgenutzt, was das Klavier harmonisch zu bieten hat, und ihm auch einige Solopassagen zugeschrieben. Im zweiten Satz verändert sich auf einmal die Gewichtung: Hier folgt ein inniges Adagio, das ganz der Geige gehört. Darin kann sie wunderbar ihre Stärken entfalten. Das Klavier hält sich im Hintergrund und steuert diskret seine Harmonien bei. Im dritten Satz übt der Pianist wieder weniger Zurückhaltung, er übernimmt direkt die Führung. Für mich sind diese Sonaten absolute Perlen der Kammermusik. Nirgends findet man Beethoven zuversichtlicher und seine Melodien lebensfreudiger, ein absoluter Glücksfall. Brahms’ Sonate strahlt die Weisheit und Reife seiner letzten Werke aus. Ein Stück für die Ewigkeit. (Teemu Holma)
2024
Konzert 5
Ludwig van Beethoven
(1770–1827)
Sonate für Klavier und Violine
Nr. 5 F-Dur Op. 24 «Frühling»
Johannes Brahms
(1833–1897)
Sonate für Klavier und Violine
Nr. 3 d-Moll Op. 108